Karin Goldinger

Es gab eine Zeit, da bedeuteten Fotoshootings Spektakel. Je mehr Stative und Lampen desto besser. Aber irgendetwas in der Luft hat sich geändert. Nicht laut. Nicht mit einem Knall. Sondern leise, wie wenn die Saison von Winter auf Frühling wechselt.

Heutzutage sind die interessantesten Begegnungen diejenigen, die nicht versuchen, einen zu beeindrucken. Nicht, weil es ihnen an Ehrgeiz mangelt, sondern weil sie mit dem Auftritt keine Show veranstalten. Im Zeitalter des Ausschweifens ist die Zurückhaltung zu einer eigenen Form von Glanz geworden. Das Spektakel in der Ruhe wiedergefunden.
Bei der Zurückhaltung geht es nicht darum, weniger zu tun. Es geht darum, das Notwendige zu tun und zwar auf wunderbare Weise. Zurückhaltung wird zu einer eigenen Art von Überfluss – Ruhe, Gelassenheit, überraschende Eleganz.

Der wahre Luxus des Jetzt liegt in der Zeit, in der Ruhe, in der Absicht. Eigentlich geht es immer nur um den Moment, in dem man sich selbst ist. Nicht erzwungen, sondern in der Klarheit. Am Ende sind die besten Resultate nicht die, die uns beeindrucken wollten, sondern die, die uns verstanden haben.